"Wir saßen zusammen in unserer WG und dachten: Das kann doch nicht so schwer sein."
5. Dezember 2025
Rückenwind entstand aus einem einfachen, spontanen Impuls: Mein Mitbewohner Lukas hatte gelesen, dass geflüchtete Menschen dringend Fahrräder brauchen. Wir saßen zusammen in unserer WG und dachten: Das kann doch nicht so schwer sein – und wir wollen endlich etwas tun.
Damals wurde in den Medien ständig über Menschen berichtet, die Schutz und Zuflucht suchen. Gleichzeitig kannten wir persönlich kaum jemanden, der geflohen war. Diese Diskrepanz fühlte sich falsch an. Wir wollten einen Ort schaffen, der ein freundliches, offenes und respektvolles Miteinander ermöglicht.
Das gemeinsame Reparieren und die Werkstatt sollten genau das werden: ein Begegnungsraum. Ein Ort, an dem man sich ohne Hürden kennenlernt, ins Gespräch kommt und gemeinsam etwas aufbaut. Wir wollten nicht nur Räder vergeben, sondern willkommen heißen, unterstützen und eine Community schaffen, die langfristig trägt. Mobilität war für viele Geflüchtete in Berliner Außenunterkünften ein großes Hindernis – ein Fahrrad bedeutete Freiheit, Selbstbestimmung und Zugang zu Stadt und Alltag.
Es freut mich extrem zu sehen, dass die Initiative zehn Jahre später nach wie vor existiert, auch wenn niemand von uns sieben Gründungsmitgliedern noch sehr aktiv dabei ist. Es wärmt mein Herz jedes Mal, wenn ich durch die Lenaustraße fahre, in der die Werkstatt ist, oder mitbekomme, was bei Rückenwind heute passiert.
Gleichzeitig überrascht es mich und macht mich wütend, wie laut und rechtspopulistisch die Debatten über Migration geworden sind. Ich frage mich oft: Kennen diese Menschen überhaupt eine einzige Person persönlich, die sie da abschieben wollen? Es fehlt an Menschlichkeit.
Glücklicherweise sehe ich diese Menschlichkeit in so vielen NGOs in Berlin tagtäglich. Die Zeit bei Rückenwind hat mich extrem geprägt, politisch wie persönlich. Und ich kann nur jedem empfehlen, einmal ehrenamtlich in einer solchen Initiative mitzumachen – in echten Austausch zu treten mit Menschen, denen man sonst vielleicht nie begegnet wäre. Über den eigenen Tellerrand hinauszublicken und ein wenig von den eigenen Privilegien zu teilen, ist heutzutage notwendig und gar nicht so schwer.
Rückenwind
Bei Rückenwind reparieren Berliner*innen und Geflüchtete gemeinsam Fahrräder. Erfahre mehr.
Kontakt
Rückenwind e. V.
Lenaustraße 3
12047 Berlin (Neukölln)
info@rueckenwind.berlin
+49 30 64 44 80 44
© Rückenwind 2022
Konto
Rückenwind e. V.
GLS Bank
IBAN: DE23 4306 0967 1188 3734 00
BIC: GENODEM1GLS
Verwendungszweck: Rückenwind
Informationen
Download Flyer (PDF)
Tätigkeitsberichte
Presse
Partnerschaften
Transparenz
Impressum
Datenschutzerklärung
Cookie Einstellungen
