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Ein deutsch-französischer Vergleich

Anfang dieses Jahr hat Valentine im Zuge ihrer Ausbildung als Fahrradmechanikerin ein Praktikum bei uns gemacht. In diesem Gastbeitrag schildert sie uns ihre Erfahrungen und zieht einen Vergleich mit der Werksatt in Montpellier, in der sie sich bisher engagiert hat.

Ich bin Valentine Michez und komme aus Montpellier in Frankreich. Ich habe früher im Filmbereich gearbeitet. Vor ein paar Jahren wurde aus meinem Interesse an Fahrrädern und deren Mechanik eine aktive Mitgliedschaft in der Selbsthilfewerkstatt „Le vieux biclou„. „Le vieux biclou“ bedeutet auf deutsch übersetzt „Der alte Drahtesel“ und ist eine soziale Non-Profit Organisation.
An der Werkstatt gefällt mir besonders, dass Menschen dort selbstständig das Reparieren von Fahrrädern erlernen und in ihrem Leben selbstbestimmter und unabhängiger in ihrer Mobilität werden. Neben der Werkstatt gibt es weitere Aktivitäten: eine Fahrradschule für Erwachsene, Kurse zum eigenständigen Fahrradaufbau, Kurse für marginalisierte, soziale Gruppen (z.B. FLINTA) und eine mobile Fahrradwerkstatt um Vereine bzw. Unternehmen in der Region Montpellier mit Fahrradreparaturen zu unterstützen.
Vor einem Jahr habe ich dann die Entscheidung getroffen eine Ausbildung als Fahrradmechanikerin zu beginnen. In Frankreich umfasst die Ausbildung einen theoretischen sowie ein praktischen Teil. Im theoretischen Teile habe ich die mechanischen Grundlagen der einzelnen Komponenten erlernt, z.B die Zentrierung von Laufrädern, Justierung einer Gangschaltung, Wechsel von Brems- und Schaltzügen, die Pflege einzelner Fahrradteile, Aufbau eines neuen Fahrrads. Zusätzlich wurden mir die Kompetenzen in der Verkaufsberatung und -technik vermittelt. Im Anschluss an den theoretischen Teil folgt ein viermonatiger, praktischer Teil um die erworbenen Kenntnisse zu üben und zu festigen.
Diesen wollte ich ich in Berlin absolvieren und mit Hilfe des DFJW (Deutsch-Französisches Jugendwerk) war mir das möglich. Weil ich unterschiedliche Werkstätten und Fahrradtypen kennenlernen wollte, habe ich mich auf die Suche nach verschiedenen Werkstätten begeben und habe dabei den Verein Rückenwind entdeckt.
Rückenwind und “Le vieux Biclou“ sind sehr ähnlich in ihrer Organisation und ihren Zielen: Es werden hauptsächlich gebrauchte Spendenfahrräder repariert, die Werkstatt wird von Ehrenamtlichen geleitet und es gibt viel Platz für die Eigeninitiative. Beide Werkstätte sind Treffpunkt für viele interessante und engagierte Menschen. Wobei es in „Le vieux Biclou“ gemischter zugeht, was das Alter und die sozialen Schichten angeht. Bei Rückenwind treffen sich überwiegend junge Menschen, dafür gibt es dort einen sehr internationales Flair. Hier wird schnell vom Deutschen ins Englische gewechselt und zurück. Ich habe es sehr genossen Menschen aus unterschiedlichen Ländern kennen zu lernen. Das gemeinsame Schrauben war dabei mindestens genauso wichtig, wie das Erlernen der Sprache und das Teilen der eigenen Geschichte, warum man nach Berlin gekommen ist. Insgesamt habe ich einen Monat meines Praktikums in der Werkstatt von Rückenwind verbracht und viele neue Erfahrung in der Fahrradreparatur und darüber hinaus gesammelt.
Im Anschluß besuche ich jetzt noch eine andere Werkstatt in Berlin Mitte. Je mehr ich lerne desto mehr entdecke ich die verschieden Verfahrensweisen zu schrauben sowie die unterschiedlichen Bewegungen und die mechanischen Zusammenhänge. Der Weg Mechanik zu lernen ist doch lang und aufregend. Und mindestens genauso aufregend sind die menschlichen Begegnungen auf diesem Weg.

Tailwind

Bei Rückenwind reparieren Berliner*innen und Geflüchtete gemeinsam Fahrräder. Erfahre mehr.

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Rückenwind e. V.
Lenaustraße 3
12047 Berlin (Neukölln)

info@rueckenwind.berlin
+49 30 64 44 80 44

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